Montag, 9. September 2013

Der New Balance MT610GTX im Härtetest

Der MT610 ist ein  Trailrunning-Schuh von New Balance. Der Zusatz GTX steht für Gore-Tex. Es gibt den Schuh auch ohne diese Membran.

Nachdem ich den 610er einige Wochen eingelaufen habe, nehme ich ihn mit in den Bergurlaub, wo sich die Möglichkeit zu einem Härtetest der Gore-Tex-Membran ergibt. Das Ergebnis überrascht mich.

Die Schnürung


Normalerweise verfügen die Schuhe von NB über ein zusätzliches Loch am oberen Ende des Schnürsystems. Dieses ermöglicht die sogenannte Marathon-Schnürung, die ein Verrutschen der Ferse verhindern soll. Dadurch sitzt der Schuh recht fest am Fuß. Der MT610 verfügt nicht über dieses zusätzliche Loch. Dadurch bewegt sich die Ferse stärker im Schuh, und ich brauche länger als gewöhnlich, um mich im Schuh wohl zu fühlen. (In der V2 des MT610 ist man inzwischen zur Marathon-Schnürung zurückgekehrt.)
Um die Beinöffnung des Schuhs verläuft eine Schnur wie eine Reling. Sie mündet vorn in die Schnürung. Man könnte mit den Schnürsenkeln die "Reling" festzurren und so die Ferse fester in den Schuh binden, wenn die Schnur nicht vorn fest mit dem Schuh vernäht wäre. Damit bleibt die Funktion der Reling unklar. (Auch sie wurde in V2 wieder weggelassen.)
Die Schnur taucht auch am Vorderfuß auf, wo sie wohl eher als modische Applikation dient. Dort endet sie irgendwo im Schuhinneren, wo sie offenbar vernäht ist. Dieser Endpunkt liegt bei mir direkt auf dem kleinen Zeh, wie ich bei Distanzen über 20 km schmerzhaft feststellen muss.

Das Laufgefühl


Der Schuh fühlt sich recht steif und hart an. Nach der Einlaufphase habe ich mich daran gewöhnt.

Die Sohle


Auf Waldwegen, Forststraßen und Asphalt greift die Sohle ordentlich, auch wenn es nass ist. Ich nutze den Schuh auch in der Freizeit und für kleinere Wanderungen. An einem Klettersteig scheitere ich auf einer nassen, glatten und sehr schrägen Felsplatte. Ich kehre um, da die Sohle hier keinen Halt findet und rutscht. Dieses Szenario ist für einen Trail-Run vielleicht doch eher atypisch.
Das ideale Terrain für diesen Schuh ist die feuchte Wiese. Die Sohle hat dort Grip und die Membran hält den Fuß trocken.

Die Membran im Härtetest


Vor dem Kauf habe ich lange überlegt, ob ich einen Schuh mit Gore-Tex-Membran nehmen soll. Bisher hatte ich ohne Membran nie Probleme mit kalten Füßen. Beim Laufen werden die Socken auch ohne Regen feucht. In starkem Regen jedoch können die Socken richtig nass werden, so dass sie sich ausdehnen und Falten schlagen. Unter solchen Bedingungen habe ich mir auf der Marathondistanz schon einmal Blasen gelaufen. Daher fiel die Entscheidung Gore-Tex auszuprobieren.

Es ergibt sich, dass der Trainingsplan einen 27-km-Lauf für einen Sonntag vorsieht, für den 24 mm Niederschlag vorhergesagt sind. Anderen stünde ein verregneter Urlaubstag bevor. Ich kann den Tag zum Laufen nutzen und gleichzeitig prüfen, was Gore-Tex so kann.

In den Bergen ist das Wetter doch etwas extremer. Hier gießt es wirklich wie aus Eimern. Ich bin nach kurzer Zeit nass bis auf die Knochen.  Natürlich läuft das Wasser von oben die Beine herunter, so dass die Socken unterhalb der Knöchel auch im Schuh nass werden. Begeistert stelle ich jedoch fest, dass der große Rest der Füße trocken ist. Ich genieße diesen Zustand bis km 20. Plötzlich bemerke ich, dass sich die Socken jetzt feucht anfühlen. Bei km 21 sind sie richtig nass. Und ab km 23 schwappt bei jedem Schritt das Wasser von vorne nach hinten durch den Schuh. Das wird so extrem, dass man es sogar plätschern hört! Offenbar lässt die Membran einmal eingedrungenes Wasser nicht wieder heraus. Das ist ein ganz klarer Nachteil gegenüber Mesh-Schuhen. Bei denen läuft das Wasser vorn zum Schuh rein und hinten wieder raus. Ob das ganze Wasser vom Bein in den Schuh gelaufen ist, oder ob die Membran irgendwann aufgegeben hat, kann ich nicht klären. Jedenfalls bin ich durch keine Pfütze gelaufen. Spektakulär wird es noch einmal, als ich nach 27 km die Schuhe ausziehe und auskippe. Aus jedem Schuh laufen - sehr konservativ geschätzt - mindestens 100 ml heraus!

Fazit


Für mich ist das Gore-Tex-Experiment gescheitert. Wasser, das nicht wieder abläuft, ist für mich noch schlimmer als nur nasse Socken. Künftig werde ich auf Gore-Tex verzichten. Beim MT610 scheint die V2 ohne "Reling"-Schnur die bessere Wahl zu sein.

5 Kommentare:

  1. Nun bin ich auch bei dir gelandet - auch ich habe deinen Blog nie gesehen - so findet man sich.

    Wenn ich lese, dass sich dein Schuh hart und steif anfühlt, den könnte ich schon gar nicht tragen, bei mir muss er weich und geschmeidig sein, sich dem zarten Frauenfuß anpassen, dafür habe ich mich nach und nach dem leichten Material zugewandt - mit Erfolg - mittlerweile laufe ich mit 160 g an jedem Fuß - ein tolles Laufgefühl - ABER - nun kommt das aber, es muss trocken sein, denn Nässe mögen sie überhaupt nicht.

    Ob dazu ein Gore-Schuh erforderlich ist, weiß ich nicht, habe schon viele Schuhe getragen, in denen ich auch bei strömendem Regen lange keine nassen Füße hatte, werde ich wohl jetzt nach deinem Bericht auch nicht mehr testen müssen.

    Habe allerdings für den Winter Icebug-Schuhe mit Spikes, die sind auch aus wasserfestem Material, leider entsprechend schwer, aber für winterliche Zwecke absolut geeignet.

    So, nun werde ich dich in meinen Reader einfügen, damit ich verfolgen kann, so du so machst !!

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  2. Einen leichten, weichen habe ich neuerdings auch im Sortiment. Dank Trail-Profil wiegt er 20 g mehr als deiner, kann dafür aber auch nass. Guck mal hier: http://daspulsmesser.blogspot.de/2013/06/natural-running-der-new-balance-minimus.html
    Als Fersenläufer muss ich noch weiter am Umstieg auf die Mittelfußtechnik arbeiten. In diesen Schuhen gelingt mir das schon, in "normalen" Schuhen noch nicht so gut. Langsam gewöhnt sich die Wadenmuskulatur an den neuen Laufstil, und ich habe gestern beschlossen, den 10-km-Wettkampf am Sonntag in den Natural-Running-Schuhen zu laufen. Ich werde berichten.

    Vielen Dank, dass du meine Elaborate deiner Leseliste für würdig hältst. Du bist seit gestern auch auf der meinen. Momentan durchstöbere ich dein ergiebiges Archiv.

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  3. Sehr gerne - danke auch dir !

    Von diesem Schuh habe ich auch schon gelesen, zur Zeit bin ich auf dem Saucony-Trip - schon über zwei Jahre und habe mich nach und nach an die Leichtigkeit gewöhnt - es kommt mir nichts anderes mehr an meine Füße.

    Da ich sowieso schon immer Vorfußläuferin bin, hatte ich keine Probleme. Als " Umsteller vom Fersen- zum Vorfußläufer " ist allerdings wirklich Vorsicht geboten, gell ???

    Bin gespannt - du läufst 10 km !

    Ganz nebenbei, ich glaube, deine Uhrzeit hier stimmt nicht, demnach ist es 4:53 ?????

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    1. Ja, ich bin vorsichtig und laufe zunächst nur die kurzen Distanzen mit den flachen Puschen. Schön langsam aufbauen ...

      Ich will ja irgendwann mal die nächste Stufe der Erleuchtung erreichen und ohne Uhr und Zielzeit laufen. Im Blog war mir diese Zeitlosigkeit offenbar schon gelungen. Danke für den Tipp, nach Anpassung der Zeitzone sollte die Uhrzeit richtig angezeigt werden.

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  4. Das ist ja der Hammer - in solchen Fällen empfehlen sich sicherlich Gamaschen, die dafür schützen, dass Wasser von oben, von der Seite und von unten in den Schuh gelangen, viele Ultraläufer tragen sie - auch im Sommer, um keinen Sand oder Steine mitschleppen zu müssen !

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