Freitag, 2. Mai 2014

Mein erster 5er - Breitscheider Nacht 2014



Die „Breitscheider Nacht“ ist der „Tanz in den Mai“ der lokalen Laufszene. Wenn sich alljährlich am Abend des 30. April Schüler, Hobbyathleten und Anwohner auf dem Gelände des TuS Breitscheid einfinden, entsteht Volksfestatmosphäre. Besonders deutlich wurde mir das, als meine kleine Tochter vor einigen Jahren auf der Veranstaltung ein Eis bekam und anschließend forderte: „Und jetzt will ich Karussell fahren!“ Fahrgeschäfte werden nicht angeboten – noch soll man laufen – aber neben den üblichen Kuchen- und Grillständen ist ein sogenanntes Vollwertzelt aufgebaut, in dem sich der gesundheitsorientierte Sportler an vegetarischer Kost laben kann.

Mit anderen Worten, die Teilnahme ist Pflicht, auch wenn der letzte Ultralauf erst vier Tage zurückliegt. Immerhin handele ich mich vom 10er, der Teil des Ratinger Laufcups ist, auf den 5-km-Lauf herunter. Die Strecke sollte auch mit schweren Beinen zu schaffen sein. Nehme ich jedenfalls an, denn ich bin noch nie zuvor 5 km im Wettkampf gelaufen. Doch ein leichtes Jogging am Vortag erweist sich als recht zäh, so dass ich mir vornehme, Frau oder Sohn im Wettkampf zu begleiten, anstatt wirklich selbst auf Zeit zu laufen. Eine Bestzeit wird es ja sowieso.

Aber beim Einlaufen spüre ich nichts mehr von einer Vorbelastung und stelle mich doch ambitioniert weit vorn am Start auf. Die ersten Reihen sind allerdings komplett von Kindern belegt, von sehr schnell wirkenden Kindern! Ich positioniere mich dahinter. Und bleibe dahinter! Die Kleinen laufen mir alle weg! Das ist mir ja kürzlich in den Kommentaren dieses Blogs prognostiziert worden. Es jetzt tatsächlich zu erleben, ist noch etwas anderes. Die neue Erfahrung ist vermutlich auch der ungewohnten Kurzstrecke zu verdanken. Bei den längeren Wettkämpfen starten die Jünglinge eher selten, wie das meist konkurrenzlose Antreten des Pulsmesser Juniors dort zeigt. Heute unter den ganzen anderen schnellen jungen Hüpfern wird er sich mit einem fünften AK-Platz begnügen müssen.

Schnelle Kinder am Start (Foto: Anja Tegatz)
Nach zwei Kilometern habe ich nicht nur freien Blick auf betörend duftende Rapsfelder, ich kann auch das ganze – ebenfalls nicht geruchsneutrale – Läuferfeld vor mir bis hin zum Führungsfahrzeug sehen. Das ist noch so eine neue Erfahrung. Wann hat unsereins schon mal den ersten Läufer in Sichtweite, wenn schon nicht in Reichweite? Ich kann sie alle vor mir durchzählen und komme auf Dreizehn. Darunter scheinen nur wenige Erwachsene zu sein. Ich könnte versuchen, erster Erwachsener im Ziel zu sein! Für einen AK-Platz müsste es auf jeden Fall reichen, wenn die Konkurrenz hauptsächlich aus Minderjährigen besteht. Und unter die ersten Zehn sollte ich es auch noch schaffen. Also nehme ich alles Adulte ins Visier und beginne mit der Aufholjagd. 

Bis Kilometer Drei ist der Herr vor mir ein- und überholt. Die Getränkestelle ignorierend, versuche ich zum Grüppchen weiter vorn aufzuschließen. Dort läuft ein kleines Kerlchen mit, das nach einem Kilometer irgendwo in Hüfthöhe an mir vorbei geflutscht war. Jetzt im Wohngebiet geht es ganz leicht bergauf, und ich brauche die ganze Strecke durch die Häuser, um zunächst einen jungen Triathleten einzuholen. Nachdem das geschafft ist, muss ich an das hüfthohe Kindchen heran, denn es läuft neben einem Erwachsenen. Jetzt zahlt sich die Erfahrung des Alters aus. Denn während der Jugend kurz vorm Ziel die Puste ausgeht, habe ich mir noch ein paar Reserven gelassen und ziehe an dem Duo vorbei. Jetzt bin ich so schnell, dass ich den Letzten in meiner Reichweite schon in der Kurve zur Zielgeraden überhole. So einen langen Zweikampf wollte ich eigentlich vermeiden und erst später vorbeigehen. Der Jugendliche wehrt sich auch. Dennoch, ich bin vorbei. Da ich aber keine Ahnung habe, ob er Anstalten macht, mich noch einmal anzugreifen, muss ich das hohe Tempo schmerzvoll bis ins Ziel halten. 

Dort stellt sich heraus, dass ich mit meinen Beinen zwar noch ganz zufrieden sein kann, es mit meinen Augen aber nicht mehr zum Besten bestellt ist. Unter den acht Läufern vor mir waren doch noch drei Erwachsene. Aber immerhin sind das zweite und dritte der unterwegs gesteckten Ziele erreicht. Ich bin AK-Zweiter geworden.

Da auch Frau Pulsmesser mit neuer Bestzeit Dritte ihrer AK wird, gibt es kein Murren im Familienverband, dass wir noch bis zur Siegerehrung warten „müssen“.

8 Kommentare:

  1. Oh, das war genau die Befürchtung, die ich bei einem 5er hegte: Dass einem da die Jugend um die Beine rennt (also nach dem Senior nun auch noch die Junior Velociraptoren...). Aber wenigstens konntest Du am Ende doch ein wenig die Erfahrung der älteren Generation nutzen... Getränke kann man da sicher getrost ignorieren, sind ja nur ein paar Minuten für den Lauf. Und - wirst Du das nochmals wiederholen?
    Liebe Grüße und schönes Wochenende!
    Elke

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    1. Ja, das mach ich bestimmt nochmal - es ist so schnell vorbei!

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  2. 5km hört sich extrem anstrengend und schnell an. Aber ein Spaß ist es allemal.
    Aber irgendwie ist es auch klar das die Kinder uns da überlegen sind. Oder hast du schonmal ein Kind gesehen das ausser Puste war? ;)

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    1. Ich fand es nicht so anstrengend, war ja ganz schnell vorbei. ;-)

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  3. Oh ja, die schnelle Jugend.
    Mir fällt es besonders beim Triathlon bei der Sprintdistanz auf. Da fliegen die ganz jungen einfach nur so vorbei.
    Da ist unsereins völlig chancenlos.
    Aber ich sag mal, 4. bei den nicht mehr ganz so jungen ist doch auch schon was :-) und das auch noch 4 Tage nach dem Ultra. Wahnsinn.
    Kannst du also sehr zufrieden sein.
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Ja, bin ich, Helge. Jetzt gönne ich mir ein paar regenerative Läufe :-)

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  4. 5 km...meine Güte, kaum vorstellbar. Die Hetzerei meine ich, nicht die Strecke ;-)
    Du kannst auf deine Platzierung echt stolz sein, stramme Leistung!

    Schöne Grüße,
    Harald

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    1. Danke, Harald!
      Hetzerei? Ein Bekannter ist von 100 km auf 100 m umgestiegen!

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